„Auf ein Wort aus der Redaktion“ aus der NEUEN MITTE 02-2025
Die Glocken läuten. Die Orgel spielt. Und dann beginnt es: das „Kirchisch“. Für viele von uns ist es so vertraut wie das Amen in der Kirche – und doch so fremd wie eine antike Sprache. Wir sprechen von Begrifflichkeiten, die nur Eingeweihte verstehen, von Floskeln, die seit Jahrzehnten unverändert bleiben, und von einer Kommunikation, die oft mehr verschleiert als erklärt.
Man könnte meinen, die Kirche, insbesondere die Amtskirche, habe eine Vorliebe dafür, sich hinter einer Art Geheimcode zu verschanzen. Sätze wie „Wir sind berufen, das Evangelium in einer säkularen Welt zu inkulturieren und partizipative synodale Prozesse zu fördern“ mögen theologisch korrekt sein, aber Hand aufs Herz: Verstehen Sie, was damit gemeint ist, wenn Sie nicht gerade einen Master in Theologie haben?
Diese Sprache schafft nicht nur Distanz, sie errichtet Mauern. Besonders die junge Generation, aufgewachsen mit direkter, authentischer Kommunikation in sozialen Medien und im Alltag, schaltet da schnell ab. Sie sucht nach Sinn, nach Gemeinschaft, nach Antworten auf drängende Fragen – und findet oft nur eine unverständliche Predigt, gefüllt mit Worthülsen und frommen Phrasen. Es ist, als würde man eine moderne App entwickeln, deren Oberfläche noch aus dem Mittelalter stammt. Der Journalist Heribert Prantl formulierte es treffend: „Die Kirche muss die Sprache der Menschen sprechen, nicht die Sprache der Theologen und Kirchenjuristen.“
Diese sprachliche Selbstisolation ist brandgefährlich. Während die Welt um uns herum sich rasend schnell verändert, klammert sich die Kirche oft an überkommene Formulierungen und Rituale, die ihre Botschaft verwässern. Da wird dann von „sündiger Natur“ gesprochen, wo Menschen nach Vergebung und Annahme suchen; von „Gottesdienstlichem Leben“, wo sie Gemeinschaft und echten Austausch wünschen. Der Abstand zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was verstanden wird, wird immer größer.
Die Konsequenz? Die Kirchenbänke leeren sich, besonders die Reihen der Jüngeren. Sie fühlen sich nicht abgeholt, nicht verstanden. Sie erleben eine Institution, die zwar von Liebe und Offenheit spricht, aber in ihrer Kommunikation verschlossen und unnahbar wirkt. Die Botschaft vom Glauben, die eigentlich so befreiend und lebensnah sein könnte, wird unter einem Berg von „Kirchisch“ begraben.
Es ist eine Tragödie, denn die Kirche hat so viel zu geben. Aber wenn niemand mehr zuhört, weil die Worte wie aus einer anderen Zeit klingen, dann ist die beste Botschaft nutzlos. Es scheint, als würde die Kirche sich buchstäblich um Kopf und Kragen reden!
Es ist höchste Zeit für einen Neuanfang. Die Kirche muss lernen, wieder die Sprache der Menschen zu sprechen. Einfach. Klar. Direkt. Authentisch. Dabei müssen sich natürlich auch die katholischen Verbände – und gerade auch ein Verband wie der KKV – an die eigene Nase fassen und dürfen sich nicht hinter frommen Floskeln verstecken. Nur so kann sie wieder Anschluss finden, Türen öffnen und zeigen, dass ihr Kernanliegen – die Botschaft von Liebe, Hoffnung und Gemeinschaft – zeitlos und hochaktuell ist. Es geht nicht darum, den Glauben zu verwässern, sondern ihn so zu formulieren, dass er ins Herz und in den Kopf der Menschen von heute gelangt.
Packen wir’s an!