Dem Frieden nachjagen

Dem Frieden nachjagen
Der Flughafen Münster/Osnabrück wurde zum Ort der Mahnung

G R E V E N . „Er suche den Frieden und jage ihm nach!“ Dieses kraftvolle Zitat des Apostels Petrus hallte am vergangenen Sonntagnachmittag durch die Abflughalle des Flughafens Münster/Osnabrück. Wo sonst Hektik, Abschied und Vorfreude auf die weite Welt dominieren, herrschte ein Moment des Innehaltens. Über 50 Gäste waren der Einladung der KKV-Ortsgemeinschaft Greven gefolgt, um für den Frieden zu beten. Wegen des Wetters war die traditionell am Grünkreuz stattfindende Andacht kurzfristig zwischen Check-in-Schalter und Gates verlegt worden – ein starkes Symbol in einer Welt, die „aus den Fugen geraten“ scheint.

Die Teilnehmer kamen aus Greven, den KKV-Diözesanverbänden Münster und Osnabrück und sogar aus Lingen, geeint in der drängenden Sorge um die Krisen der Welt. Josef Ridders, KKV-Bundesvorsitzender und Vorsitzender der gastgebenden KKV-Ortsgemeinschaft Greven in Personalunion, fand klare Worte für das Gefühl der Ohnmacht angesichts von Krieg und Gewalt. Das Zitat des Petrus, so Ridders, klinge nicht nach Ruhe, sondern nach „Anstrengung“ und „Ausdauer“.

Frieden ist kein Zustand, sondern eine Tat

In seiner Ansprache stellte Ridders die entscheidende Frage: Was ist wahrer Friede? Er warnte davor, Frieden nur als das „Schweigen der Waffen“ zu verstehen. Ein solcher Friede, der auf Unterdrückung basiere, sei ein „falscher Friede“. Ridders erinnerte an die vier Säulen eines wahren Friedens: Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit. „Frieden ist kein Zustand, den man passiv genießt. Frieden ist eine Tat“, betonte er.

Diesem Anspruch stelle sich der KKV mit seinem Leitbild „Menschen. Wertvoll. Verbinden.“ Dieses Motto sei die „Umkehrung der Logik des Krieges“, die entmenschlicht, entwertet und trennt. Als leuchtendes Beispiel für diese Haltung nannte er den „Parents Circle – Families Forum“, eine Organisation von über 750 israelischen und palästinensischen Familien, die alle Angehörige im Konflikt verloren haben und dennoch gemeinsam den Weg der Versöhnung suchen.

Mut, die Wunden zu berühren

Pfarrer Dr. Jochen Reidegeld, der die Andacht geistlich leitete, knüpfte an diesen Gedanken des aktiven Handelns an. Unter dem Leitwort „Hab Mut, steh auf, er ruft dich“ rief er dazu auf, die Resignation zu überwinden. Als beeindruckendes Beispiel nannte er die „Rabbis for Human Rights“ in Israel, die palästinensische Olivenbauern bei der Ernte buchstäblich vor Gewalt schützen und damit beweisen, dass Glaube „ohne Verantwortung leer bleibt“.

Dr. Reidegeld betonte, dass Frieden nicht an den Verhandlungstischen der Mächtigen beginne, sondern „im Herzen jedes Einzelnen“. Er zitierte Papst Franziskus mit dem eindringlichen Appell, man solle sich „nicht mit theoretischen Diskussionen aufhalten, sondern die Wunden berühren“. Zwar sei Wehrhaftigkeit manchmal notwendig, um Frieden zu schützen, doch „Waffen schaffen keinen Frieden“. Wahrer Friede, so der Geistliche, entstehe „nicht aus Sieg, sondern aus Vertrauen“ und der direkten Begegnung, die „die Blindheit des Hasses heilen“ könne.

Ein Zeichen der Hoffnung in die Welt senden

Die Andacht, die vom Organisationsteam um Paul Pier und Maria Mönninghoff vorbereitet worden war, wurde durch die Lesungen von Franz Hartje, Wolfgang Puke, Klara Sandmann, Paul Pier und Maria Mönninghoff mitgetragen. Die „Ludgeribläser“ aus Münster unter der Leitung von Daniel Salinga gaben den Gebeten und Gedanken einen würdigen musikalischen Rahmen.

Zum Abschluss griff Josef Ridders die jüngsten Nachrichten über die erste Phase eines Friedensplans im Nahen Osten auf. Diese „Zeichen der Hoffnung“, so zerbrechlich sie auch seien, müssten als Motivation dienen, „in unserem eigenen Umfeld Friedensstifter zu sein“.

Um diese Botschaft über den Tag hinaus zu tragen, wurde die gesamte Friedensandacht vom KKV-Bundesverband professionell aufgezeichnet. Sie wird in Kürze als Teil des Formats „KKV-AN(ge)DACHT“ auf dem YouTube-Kanal „KKV-Aktuell“ und der Verbandswebseite verfügbar sein – ein digitales Signal des Friedens, gesendet aus der Abflughalle des FMO.